EMO steht für „emotional“. Die Bezeichnung beruht hauptsächlich auf Vorurteilen, die behaupten, dass die Bestreiter der Szene depressive Züge hätten, da diese sich vorwiegend in Schwarz kleiden. Emotional zu handeln, sollte nämlich keine Beleidigung sein, es sei denn, es ist unreflektiertes Verhalten gemeint. Dies individuellen Wesen als allgemeine Eigenschaft zuzuschreiben, ist schwierig. EMO ist kein Wort, das innerhalb der Szene entstanden ist. Dass eine Szene existiert, ist richtig – doch sie ist aufgespalten in verschiedene Formen, wovon nur einige genannt werden können. Die zwei Ausgangsformen der sogenannten Emo-Szene bilden allerdings die Gothic- und Punk-Szene.

Gothic

  • Farbwahl: Überwiegend schwarze, dunkle Töne, gerne auch dunkles Rot
  • Epoche: Viktorianisch-modern
  • Kleidung: Korsagen, lange Kleider, Schleppen, Mäntel bis zum Boden
  • Accessoires: Sehr viel Schmuck, hauptsächlich Silber oder silberfarbenes Material, schwarze Bänder, Handschuhe und Armstulpen
  • Verzierung: Rüschen, Schleifen, Spitzen, transparentes Material, Fledermausärmel
  • Haare: Schwarz bis Rot, meistens lang und offen getragen.
  • Schminke: Weißes Make Up, um die viktorianische Blässe zu imitieren, schwarze Lidstriche von dezent bis extrem.

Der Gothic-Stil ist unterteilt sich in verschiedene Formen. Die vorangegangenen Stichpunkte beziehen sich auf die Ausgangsform des Gothic-Stils, mittlerweile sind aber noch diverse Abwandlungen entstanden:

Gothic-Lolita

Entstanden durch die Liebe zum Anime und dessen bunte Bildsprache ist dies ein eher niedlicher Stil. Es werden möglichst auffällige Farben, aber auch Pastellfarben kombiniert mit sehr viel Tüll, Rüschen und Schleifen. Häufig wird das Outfit mit verschiedenen niedlichen Tier-Accessoires versehen. Die Haare sind bunt, meist unnatürliche Farben wie im Anime: Hellblau, Rosa, Grün, Gelb (nicht blond), Lila. Bunte Haarnadeln und auffällig viele Haar-Accessoires sind Teil davon. Meistens Mädchen, aber auch zu Kleidern tendierende Jungen, tragen hauptsächlich kurz über dem Knie endende Prinzessinnenkleider mit auffälligen, dazu passenden Strumpfhosen und Strümpfen. Häufig werden auch Unterröcke dazu getragen, wenn die Kleider nicht bereits mit Tüll gefüttert sind. Die Gothic-Lolitas schminken sich in Pastellfarben, wobei der gewünschte Look vorrangig auf ebenmäßige Haut und große Augen (wie im Anime) abzielt.

Cyber-Goth

Die Szene aus den 90ern ist heute wieder lebendiger und stärker vertreten. Sie zeichnet sich ebenfalls durch ihre Farbigkeit aus. In dieser Szene werden Neon-Farben mit schwarz oder weiß kombiniert, um diese stärker hervorzuheben. Die Kleidung basiert auf Lack- und Lederoutfits oder Transparenz – feste Korsagen gehören ebenso dazu wie auch kurze Shorts oder Röcke. Die Strumpfhosen können bewusst zerrissen und in mehreren Schichten verschiedener Farben getragen werden (zum Beispiel Schwarz auf Neon-Grün oder anders herum). Weibliche Cyber-Goths tragen die Kleidung gerne sexy mit Strapsen und Netzstrumpfhosen. Männer tragen weite Hosen mit Stofffetzen oder auch Shorts und Strumpfhosen. Zudem gehören ärmellose Lack- oder transparente Hemden dazu. Beide Geschlechter tragen dazu teilweise sehr hohe Plateau-Boots und darüber fellähnliche, neonfarbene Plüsch-Beinstulpen. Besonders interessant ist die Frisur bei Cyber-Goths, die ebenfalls von beiden Geschlechtern vertreten wird: Die Haare werden hauptsächlich lang getragen und beinhalten neonfarbene Strähnen. Häufig werden die Haare auch, zum Outfit passend, in zwei Zöpfen auf dem Oberkopf zusammengebunden. Diese wiederum bestehen aus vielen kleinen geflochtenen Zöpfen, teilweise auch aus Kunsthaar. Reflektierende oder im Schwarzlicht leuchtende Kontaktlinsen gehören zum Ausgehen dazu, auch die Schminke ist neonfarben (von den Augen bis zu den Lippen) und besonders auffällig. Als Accessoire werden häufig Schweißerbrillen getragen, welche die futuristische Linie des Outfits unterstreichen.

Goth-Punk

Die an Punk angelehnte Gothic-Szene ist eine der frühesten Szenen nach dem Punk. Die Farben sind schwarz bzw. hauptsächlich dunkel gehalten. Leder, transparentes Material, aber auch Nieten und viele zackige Accessoires aus Silber spielen eine große Rolle. Nietenarmbänder, Totenköpfe, Kreuze in groben, größeren Formen sind sehr beliebt. Dazu zählen auch Ringe,  Krallenringe (die über den ganzen Finger gehen) und Piercings. Die Kleidung variiert sehr – es können Blusen aus dem Alltag sein, allerdings gröber kombiniert mit Schnallen-Jacken oder Netz. Die Kleidung ist alltagstauglich, einfach zu kombinieren und kann weniger Budget beanspruchen, als die anderen Gothic-Stile – wobei es dabei auch Ausnahmen gibt.

Die Haare können im Gegensatz zu den anderen Gothic-Stilen ungepflegt wirken. Die Haupthaarfarben sind hier schwarz bis rot, die Frisuren variieren. Das Make Up zeichnet sich durch etwas verwischten, schwarzen Kohlstift um die Augen bei Frauen als auch Männern aus.

Punk

Punk ist ein sehr allgemeiner Begriff, bezieht sich allerdings in seinem Ursprung auf die Entgegenstellung zum System. Anarchie und Chaos werden auch in der Mode gesucht und aggressiv vereint:

 

  • Farbwahl: Komplett unterschiedliche Farbwahl
  • Epoche: Modern, 90er
  • Kleidung: Zerrissene Kleidung, Fransen, Hosen mit vielen Schnallen, Schottenrock-Muster, Netz, T-Shirts mit Musikband-Prints
  • Accessoires: Nieten, Ketten, dicke Gürtel, Armstulpen, bunte Strumpfhosen
  • Haare: Alle Farben, häufig gefärbt und bunt gemischt, alle Längen, zerzauster Look, auch Irokesen-Schnitte
  • Schminke: Schwarzer Kohlstift

Viktorianischer Punk

In dem Chaos wurde schließlich eine Ordnung gesucht. Verglichen mit der Gothic-Bekleidung ist dieser Stil wesentlich eleganter. Die Schnitte sind ähnlich: Korsagen, Tüllröcke, ¾-Hosen. Kombiniert werden diese mit Netz, transparentem Material und manchmal auch Rüschen und Spitzen. Anders ist allerdings die Farbwahl: Es sind bunte, auffällige Muster, wie das typische Schottenrock-Karo. Die Accessoires können zwar Nieten sein, doch elegant gelöst, sie sind zum Beispiel kleiner und feiner verarbeitet. Ketten und Arm- oder Handstulpen wie aus dem traditionellen Gothic-Stil sind hier vertreten. Die Frisuren sind ordentlicher, aber unterschiedlich, ebenso wie die Haarlänge. Die Haare können alle möglichen natürlichen wie auch unnatürlichen Farben haben. Das Make Up ist meist fein, ordentlich und orientiert an Betty Boop. Die meisten Pin Up Girls kommen aus dieser Szene.

Steam-Punk

Steam-Punk entwickelt sich aus der futuristischen Vorstellung des viktorianischen Zeitalters. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Punk und Gothic, denn einerseits ist die viktorianische Eleganz des Gothics vertreten und andererseits die gefährliche Verspieltheit des Punks. Die Farbwahl ist komplett neu, denn hier sind Beige- und Brauntöne vertreten, wie in keiner der anderen Unterkategorien. Andere Farben sind königlich kombinierte Farben wie Purpurrot oder Smaragdgrün. Die Schnitte orientieren sich seicht an den Tänzerinnen aus dem „Wilden Westen“ – die Röcke sind vorne kurz mit langer Schleppe, Strapse und Strümpfe sowie Korsagen gehören zum ultimativen Outfit dazu. Die Korsagen sind aus braunem Leder mit Schnallen verziert, darunter wird häufig ein weißes Rüschenhemd getragen. Die Röcke bestehen wie Can-Can-Röcke aus mehreren Lagen. Männer tragen ebenso Rüschenhemden, kombiniert mit Westen, Fräcken und viktorianische ¾-Hosen. Als Lieblingsaccessoires tragen weibliche als auch männliche Steam-Punk-Vertreter Zylinder, Schweißerbrillen (auf den Haaren oder um den Hals hängend) und Dampfmaschinerie-Accessoires. Die Haare sind meistens lang und Frauen stecken sich die Haare häufig zu viktorianischen Toupée-Frisuren hoch, wobei ein paar Locken heraushängen. Es kommt aber auch vor, dass Haarpartien abrasiert werden, um eine Aufsehen erregende Wirkung zu erzielen. Das Make Up ist unterschiedlich, aber elegant gehalten.

Die Emo-Frisur

An der Vielfalt der verschiedenen, den Emo prägenden Stile ist zu erkennen, dass es die bestimmte Emo-Frisur nicht gibt. Wichtig ist in jedem Fall die Farbwahl, schön auffällig muss es sein. Auch die Haarlänge ist variabel, mit kürzeren Haaren lassen sich viele verschiedene Emo-Frisuren kreieren, die auch im Alltag problemlos integriert werden können. Bei längeren Haaren fordert der Emo-Look einen erheblichen, zeitlichen Mehraufwand. Um eine Mittellösung zu finden, könnte eine Seite lang gelassen und farblich gestaltet werden, während die andere Hälfte abrasiert wird, aber nicht komplett, sondern nur so, dass mit einem Präzisionstrimmer, momentan beispielsweise bei otto vergünstigt zu erstehen, noch eindrucksvolle Muster ins Haar rasiert werden können. Diese Frisur verursacht keinen großen Aufwand früh im Badezimmer, ist aber ausgefallen genug, um überall aufzufallen. Möglich dazu ist natürlich auch ein Pony, der einen Teil des Gesichts verdeckt. Wichtig ist natürlich, um den Emo-Stil so genau wie möglich zu treffen, die Augen stark mit Schminke und farbigen Kontaktlinsen zu betonen und auf die passenden Accessoires zu achten.

Der resultierende EMO-Stil?

EMO bezieht sich auf die vorangeschrittenen Stile und ist eine Kombination aus allem. Die beliebte Amy-Whinehouse-Frisur ist ebenso angelehnt an das viktorianische Zeitalter und zugleich punkig, weil sie zerzaust ist. „Emo“ ist, wenn es einer Kategorie zugeschrieben werden würde, ähnlich dem Goth-Punk, allerdings eher eine Mischung aus allen Formen. Die bunten Haarnadeln und Tieraccessoires des Goth-Lolita-Styles, Nieten des Punks, Kleidung des Goth-Punks oder des viktorianischen Punks, die Frisuren aus dem Steam-Punk und die Farbwahl ähnlich dem Cybergoth.